Montag, 13. Juni 2016


Antrag

Werner Dierlamm
Bismarckstr. 13
73614 Schorndorf
Tel.: 07181/22696

An den
Evangelischen Oberkirchenrat
Gänsheidestr.4
70184 Stuttgart

Schorndorf, im September 2015
Antrag an den Ev. Oberkirchenrat in Stuttgart  zum Artikel „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden.“

Sehr geehrter Herr Landesbischof,
sehr geehrte Mitglieder des Evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart,
Wir bitten die Kirchenleitung

erstens um eine Stellungnahme zum Inhalt des Textes: „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden“,

zweitens um eine Entscheidung, ob der beiliegende Text in dieser oder einer veränderten Gestalt  allen Kirchenbezirken unserer Landeskirche vorgelegt werden kann mit der Aufforderung, dass die Bezirkssynoden eine Stellungnahme zu dem Text vorlegen.
Begründung:
1983 wurde der ökumenische Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver in Gang gebracht. In diesen Jahren stand der „Kalte Krieg“ auf seinem Höhepunkt, darum ist es nicht verwunderlich, dass die Suche nach dem Frieden unter den drei angestrebten Zielen des ökumenischen Prozesses deutlich den Vorrang hatte.
Im 21. Jahrhundert hat die wachsende Kluft zwischen Reichen und Armen in der Welt und die Erderwärmung mit ihren absehbaren, katastrophalen Folgen das Gewicht aller Bemühungen viel mehr auf die Überwindung der Ungerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung verlagert. Die Überwindung des Krieges trat deutlich in den Hintergrund. Wohl gab es 2007 die Denkschrift der EKD „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“, aber die Rede vom gerechten Frieden hat die Ausbreitung kriegerischer Gewalt nicht verhindern können.  Heute ist  militärisches Denken und Handeln allgegenwärtig. Der Krieg gegen den Terror ging eindeutig verloren. Überall drohen Bombenanschläge. Auslandseinsätze der Bundeswehr werden wie selbstverständlich akzeptiert.  Deutsche Kriegswaffen werden in die ganze Welt geliefert, sogar in Spannungsgebiete  wie im September 2014 zur Unterstützung der Kurden im Kampf gegen den IS.
Die Evangelische Kirche in Deutschland ist mit ihren Denkschriften und Erklärungen nach unserer Überzeugung  dieser Entwicklung nicht gerecht geworden. Vor allem ist die dringend notwendige Auseinandersetzung mit dieser Bedrohung und ihren Ursachen in den Kirchengemeinden bisher fast ganz ausgeblieben.

Es ist freilich nicht genug, wenn Christinnen und Christen nur konstatieren, wie übel es in der Welt aussieht, oder wenn sie sich nur an der politischen Diskussion über Ursachen und Wege aus der großen Krise beteiligen. Halten sie daran fest, dass sie den Auftrag haben, das Wort Gottes zu verkünden, den Willen Gottes, der wie im Himmel so auf Erden geschehen soll, zu tun? Ist es nicht von höchster Dringlichkeit, dass in den Kirchengemeinden nach dem Willen Gottes in dieser Situation heute und morgen gefragt wird? Wie Sie wissen, hat die Badische Landeskirche mit einem Positionspapier, das sie allen Kirchenbezirken zur Stellungnahme vorgelegt hat, in dieser Richtung einen ersten Schritt gewagt, der auch uns zu ähnlichen Schritten ermutigen kann. Freilich hat jede Landeskirche ihre eigene Geschichte und Prägung. Bei uns in Württemberg spielt die Bibel, das Wort Gottes im Menschenwort, eine besondere Rolle.  Stuttgart ist der Sitz der Deutschen Bibelgesellschaft. Die Biblia Hebraica Stuttgartensia  wird weltweit in allen theologischen Fakultäten gelesen und viele Übersetzungen aus Stuttgart sind weltweit verbreitet. In Württemberg  ist der Pietismus nicht sektiererisch aus der Landeskirche ausgeschieden. Altpietistisches Denken hat die Geschichte unserer Landeskirche stark geprägt und  ist heute noch  bewusst oder unbewusst wirksam. So hat es bei uns auch ein besonderes Interesse an der Geschichte Israels gegeben.
Eine Besinnung auf den Friedensauftrag der christlichen Kirche muss bei uns vom Wort Gottes in den beiden Bänden der Bibel ausgehen.
Dies wird in dem Artikel „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden“ versucht.
Es ist uns wichtig, in einfacher Sprache möglichst viele Gemeindeglieder anzusprechen. Unter uns ist es unstrittig, dass wir Gottes Wort nur im Menschenwort haben,  dass alle Bibeltexte und Erklärungen der Deutung bedürfen,  dass Zustimmung, Widerspruch oder Ablehnung möglich ist und jeder Text nach bestem Wissen und Gewissen vorgelegt wird  und beurteilt werden soll.

gez. Werner Dierlamm
Mit 14 Unterschriften von Frauen und Männern aus dem Ökumenischen  Montagsgebet für den Frieden in der Welt in Schorndorf
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Schorndorf, im September 2015
Biblischer Glaube und Friede auf Erden
 
1. Erwählung Israels

Unsere Kirchen halten offiziell  an der Erwählung Israels als Volk Gottes fest. Unser christlicher Glaube beginnt nicht erst mit Jesus. Sein Ursprung ist vielleicht 3000 Jahre alt. Das bedeutet aber auch, dass wir die Frage stellen werden, was denn an diesem Volk Besonderes ist, wie es denn eigentlich dazu  kommt, sich als „Volk Gottes“ zu bezeichnen.
2. Die Tora
Zum Erwählungsanspruch Israels gehört das Zeugnis, dass Gott dem Volk Israel die Tora offenbart habe. Tora ist der hebräische Name für Gesetz. Was ist der Inhalt der Tora? Wo finden wir sie?
Juden bezeichnen die ersten fünf  Bücher Mose als Tora. Die Tora wird von Mose als grundlegendes Gesetz für das Zusammenleben in Israel verkündet. Wenn wir uns aber die Mühe machen, nicht nur einzelne  Verse, sondern diese fünf Bücher im Zusammenhang zu lesen, dann stoßen wir auf Hunderte von Gesetzesvorschriften, auf Gebote und Verbote, die alle „ewige Geltung“ beanspruchen, und von deren Befolgung Tod und Leben abhängt. Die meisten stammen aus dem kultischen Bereich, nur wenige davon werden auch von orthodoxen Juden heute noch eingehalten. Die Tora enthält allerdings auch für das friedliche Zusammenleben der Völker sehr wichtige Vorschriften wie die zehn Gebote, das Gebot der Nächstenliebe, die Rücksicht auf Witwen, Waisen und Fremde, das Zinsverbot, das Erlassjahr.
Unübersehbar wird  in der Tora die einzigartige Rolle Israels unter allen anderen Völkern hervorgehoben. Zur Tora gehört auch als ständig wiederholte Aussage, dass Gott dem Volk Israel das „verheißene Land“ als ewigen Besitz verschafft – und dass dabei auf sein Gebot die Feinde Israels vertrieben oder vernichtet werden.

Das wichtigste Gebot der Tora ist aber, Gott über alle Dinge zu lieben, ihn nicht zu verlassen.

3. Israel, Segen und Licht der Völker

Die ganze hebräische Bibel, unser Altes Testament, enthält freilich weit mehr als die fünf Bücher Mose.

Die Geschichte Israels beginnt mit Abraham, nicht mit Mose. Und die Verheißung Gottes an Abraham geht über die Geschichte dieses Volkes weit hinaus, sie gilt allen Völkern: „Alle Völker der Erde werden Glück und Segen erlangen, wenn sie dir und deinen Nachkommen wohl gesonnen sind“ (1. Mose 12,3b  Gute Nachricht).

Oder der Satz aus  dem zweiten Teil des Propheten Jesaja:
 „Ich habe dich zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde“  (Jesaja 49,6).
Noch viele andere Zusagen des Heils weisen weit über Israel hinaus und umfassen alle Völker und Zeiten, doch  Israels Geschichte selbst verläuft in kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarvölkern und den Großmächten. Israel überlebt nur dank Gottes großer Gnade, Barmherzigkeit und Treue.

4. Der Gott Israels und Jesus
Jesus war Jude. Und wenn er zu Gott betet, ist es kein anderer als der Gott Israels, der in der hebräischen Bibel mit den Buchstaben JHWH bezeichnet wird. Wenn Jesus uns das Vaterunser lehrt, dann ist auch „unser Vater im Himmel“ kein anderer als der Gott Israels. Die ganze Bibel von der ersten bis zur letzten Seite redet vom Gott Israels. Aber unser Neues Testament redet auch von der ersten bis zur letzten Seite von Jesus. JHWH und JESUS sind die entscheidenden Namen und Gestalten in unserer Bibel.
 
5. Israel und die Kirche
 
In der hebräischen Bibel gibt es immer wieder die Klage, dass Israel das Gesetz nicht erfüllt  und Götzendienst treibt. Ungeheure, über viele Kapitel reichende Gerichtsworte Gottes über Israel sind in den Kapiteln 2-28 bei Jeremia und 4-24 bei Ezechiel überliefert. Trotzdem hält Gott Israel die Treue.
Wir wissen alle und beklagen es, dass auch die Geschichte der christlichen Kirche schwer belastet ist durch Unterstützung schrecklicher Kriege unter Missbrauch des Namens Gottes, vor allem aber durch Feindseligkeit und Verfolgung der Juden. Aber genau so, wie wenigstens ein „Rest“ in  Israel die Tora bewahrt, bewahrt wenigstens ein „Rest“ in der Kirche das Evangelium. Wie Gott Israel die Treue hält, so auch der Kirche.
6. Jesus ist der Messias
Das Wort Messias stammt aus dem Hebräischen und heißt wörtlich „gesalbter König“,  im Griechischen Christos.  Jeder König in Israel war ein Messias, und als solcher berufen, für Recht und Gerechtigkeit, für Heil und Frieden (Schalom) zu sorgen. Weil aber sowohl bei David wie bei seinen Nachfolgern die  Kriege mit ihren heillosen Folgen kein Ende nehmen wollten, richtete sich die Hoffnung Israels auf einen von Gott erwählten König, der den Völkern wirklich das Heil, Frieden und Gerechtigkeit bringen würde. Nach der Überlieferung der Evangelien ist es Petrus gewesen, der als erster zu Jesus sagte: „Du bist der Christus“ (Markus 8,29).
Selbst wenn es aufgrund der Ergebnisse historisch-kritischer Forschung als zweifelhaft erscheinen sollte, ob dieses Glaubensbekenntnis wirklich schon vor dem Tod Jesu geäußert wurde, so ist es doch unzweifelhaft nach der Kreuzigung Jesu zur Grundlage der entstehenden christlichen Kirche geworden. Das Neue Testament wäre ohne diesen Glauben gar nicht entstanden.

Zwei einzigartige Bekenntnisse folgen also in den beiden Teilen der Bibel einander: dass Israel das von Gott erwählte Volk ist und Jesus von Nazareth der von Gott erwählte endzeitliche König.


7. Jesus und Paulus

Die echten Paulusbriefe sind wohl zwischen 50 und 60  n.Chr. geschrieben worden, zwanzig Jahre nach der Kreuzigung Jesu. Der Jude Saulus aus Tarsus hörte das Christuszeugnis der ersten judenchristlichen Gemeinde. Er setzte sich mit dieser „unglaublichen“ Behauptung  auseinander: dieser gekreuzigte junge Mann ist der Messias, der von Gott erwählt ist, um den Menschen das Heil und den Völkern den Frieden zu bringen. Ist es da ein Wunder, dass Kreuz und Auferstehung des Messias  im Mittelpunkt seiner Theologie stehen? Ist es ein Wunder, dass Paulus gerade durch diese unglaubliche, radikal anstößige Botschaft seine für viele radikal anstößige Theologie entwickelt hat?  Paulus hat die schriftlichen Zeugnisse der Evangelien noch nicht gekannt. Als Schriftgelehrter hat er sich ständig mit Worten seiner Heiligen Schrift, der hebräischen Bibel, auseinandergesetzt. Und diese  Torainterpretation hat  das Tor für die Menschen aus den Völkern weit geöffnet. Wie ist das möglich? Für uns Heutige sind seine Schriften oft schwer verständlich, die Gedankengänge fremd und anstößig. Und doch sind die ersten christlichen Gemeinden im Römischen Reich unbestreitbar durch sein Wirken entstanden. Es muss etwas in seinem Zeugnis gewesen sein, das die Herzen der Heiden mehr angerührt hat als alle Berichte, die bisher aus Israel zu hören waren.
Paulus erwähnt  schon in 1. Korinther 1, als einzigen konkreten Vorgang in der Leidensgeschichte Jesu außer der Kreuzigung, die Worte  von der Einsetzung des Abendmahls, die noch heute in den evangelischen Abendmahlsfeiern und in der katholischen Messe gesprochen werden. Jesus  deutet seinen bevorstehenden Tod als „Sterben für euch“ und als Einsetzung eines „neuen Bundes“. Das ist der Bund, den Gott mit allen Menschen schließt, für die Jesus sein Leben gelassen hat. Die nachdrückliche Botschaft, dass Gott alle Menschen liebt, ist es wohl gewesen, die viele Menschen im Römischen Reich für den Glauben an Jesus Christus gewonnen hat.
 
8. Ostern
Paulus weiß nichts vom leeren Grab, er schreibt, dass Christus „auferstanden ist  am dritten Tag nach der Schrift, und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen“ (1. Korinther 15,3). Die Evangelien enthalten nicht nur Berichte von den Erscheinungen Jesu, sondern auch vom leeren Grab. Was nach der Kreuzigung Jesu geschehen ist, kann niemand exakt beschreiben.
Dennoch hat die Auferstehung des Gekreuzigten für Paulus entscheidende Bedeutung: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich (1.Korinther 15, 14). Die beiden zentralen Aussagen des „Neuen Bundes“ bedingen einander: Wenn Jesus der wahre  Messias ist, dann kann er nicht im Tode bleiben¸ wenn er im Tode bleibt, kann er nicht der Messias sein.  Wenn Ostern nicht wahr ist, sind die Christen, die immer noch an Jesus Christus glauben, die Dummen. (Vgl. 1. Korinther 15,19).

9. Die Evangelien
Nichtjuden im Römischen Reich waren von den Worten des jüdischen Schriftgelehrten, der ihnen seine Gedanken über die Kreuzigung und Auferstehung eines unbekannten Juden vortrug, tief beindruckt. Sie wollten sicher noch mehr von diesem Jesus wissen. Genau so ging es vielen Menschen in Israel, die Jesus nicht mehr persönlich kennengelernt hatten. Alles was von ihm berichtet wurde, wurde mindestens vier Jahrzehnte lang mündlich weiter gegeben, sicher auch ausgemalt und  manchmal missverstanden – und doch lässt es unverkennbar die Gestalt eines bedeutenden Menschen erkennen – und mehr als dies: eines glaubwürdigen Menschen, der sich seinen Mitmenschen mit großer Anteilnahme zuwendete, vor allem solchen, die besonders hilfsbedürftig waren, und solchen, die aus der Gemeinschaft der anderen ausgegrenzt wurden; der viele Kranke heilte, der in großer Vollmacht und mit eindrücklichen Bildern und Gleichnissen redete, der die Tora nicht als drückendes Gebot, sondern als hilfreiche Weisung für das Zusammenleben aller Menschen auslegte, der in großem Vertrauen von seinem Vater im Himmel sprach und davon, dass Gott alle Menschen liebt und allen das Heil zuwenden will, der aber auch klar überall dort widersprach, wo dieser Heilswille Gottes, diese gute Botschaft für alle Menschen durch Selbstgerechtigkeit der vermeintlich Gerechten, oder durch Herrschsucht der Mächtigen, verdunkelt wurde, der aber auch niemand im Unklaren darüber ließ, dass alle, die Gottes rettende Weisung missachten, sich selbst das Urteil sprechen und ihr Leben verfehlen.


10. Das Reich Gottes
Wir können sagen: überall, wo Gottes Wille in der Welt geschieht, ist auch sein Reich gegenwärtig. Aber wer ist Gott, und was will er? Wenn die christliche Kirche ihren Ursprung schon in der Erwählung Israels hat, dann hat Gott einen Namen: JHWH. Und dann hat er seinen Willen bekannt gemacht in der Tora. Im christlichen Glauben aber sind wir gewiss, dass Gott seinen Liebeswillen nicht nur seinem Volk Israel, sondern der ganzen Menschheit zuwendet, und dass das Reich Gottes durch Jesus erkennbar wird.
Gleich zu Beginn seines Wirkens sagt Jesus:
„Die von Gott bestimmte Zeit ist da. Sein Reich wird sichtbar in der Welt. Ändert euer Leben und glaubt dieser Guten Nachricht.“ (Markus 1,15 BasisBibel).
Gott ist eins mit Jesus, Jesus ist eins mit Gott. Durch Jesus geschieht der Wille Gottes wie im Himmel, so auf Erden. Und wo immer er geschieht, wird das Reich Gottes erkennbar.
Jesus hat zu seiner Zeit, unter den Bedingungen des damaligen Lebens, den Willen Gottes getan und den Menschen die Liebe Gottes, die sie alle bitter nötig haben, zugewendet. Jesus lebt auch heute.  Sein Geist ist lebendig in der Welt. Sein Werk geschieht in allen Jahrhunderten seither, es geschieht heute und morgen durch Menschen die ihm nachfolgen, indem sie sich an seinen Worten und Taten, seinem Leiden und Sterben orientieren, und nach seiner Weisung fragen.

Das Reich Gottes aber geht weit über die Grenzen der Kirche hinaus. Gott liebt alle Menschen, und von der Liebe Gottes können alle Menschen erfasst werden. Das Reich Gottes wird sichtbar in der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind und ebenso in der tatkräftigen Hilfe, die ein Mensch einem Flüchtling oder einer Asylbewerberin zuwendet. Und das Reich Gottes kommt ebenso zum Vorschein, wenn eine Gruppe von Politikerinnen und Politikern engagiert die Ursachen dafür erforscht, dass es heute Millionen verzweifelter  Flüchtlinge gibt, und Aktionen plant und ins Werk setzt, um diese Ursachen zu überwinden. 


 11. Die Bergpredigt
Unter den Worten Jesu ist die Bergpredigt am bekanntesten Warum? Weil in ihr ein neuer Ton angeschlagen wird, der dem herrschenden Denken völlig widerspricht. Jesus legt als Schriftgelehrter die Tora aus. Er stand im Austausch mit anderen Schriftgelehrten. Bei der Frage nach dem höchsten Gebot antwortete er: „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“ – und fand Zustimmung. Dass aber auch die Feinde wie die  Nächsten geliebt werden sollen, kann als revolutionäre Deutung der Tora verstanden werden. Feindschaft innerhalb Israels gab es genau so wie bei allen  Völkern. Wenn ein Israelit in voller Absicht getötet wurde, galt es als Mord, als schlimmstes Verbrechen,  das mit Hinrichtung gesühnt wurde.  Einen Feind außerhalb der Grenzen Israels  zu töten, war eher ein Verdienst als ein Vergehen. Es gibt in der hebräischen Bibel zahllose Beispiele, in denen der Gott Israels selbst das Töten der Feinde, ja die Vernichtung ganzer Völker befiehlt. Jesus aber fordert Feindesliebe und das Ende der Vergeltung des Bösen mit Bösem.
Und nun ist dieser Mann aus Nazareth, dieser Sohn Davids, für eine Gruppe von Juden und Jüdinnen nicht nur ein Prophet, sondern der von Gott erwählte Messias. Dadurch bekommen seine Worte ihr eigentliches Gewicht. Wäre er nur Prophet, so wäre er einer unter anderen Propheten, die dies und das vertreten, er wäre nur ein Vorläufer anderer bedeutender Theologen, Philosophen, Friedensaktivisten und Professoren – und  er wäre wie die meisten von ihnen nur noch Experten bekannt oder vergessen.
Weil er aber der Messias ist, stehen seine Worte noch heute im Mittelpunkt vieler Diskussionen, Auslegungen, Kommentare, Bücher und Streitschriften. Weil er der Messias ist, müssen seine Worte auch für alle, die ihn als Jesus Christus bekennen, unbedingte Geltung haben, ihre Bekenntnisse seien denn nur Lippenbekenntnisse.
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12. Hoffnung, die nicht erfüllt und nicht widerlegt ist
Die Hoffnung, dass das Volk Israel der Welt den Frieden bringt, ist nicht erfüllt. Das Gleiche gilt von Jesus, dem Messias, an den Menschen nach 2000 Jahren immer noch glauben. Der Friede unter den Völkern ist nicht  eingekehrt, die Kriege nehmen kein Ende. Und das Schwert, das keine andere Funktion hat, als Menschen zu verstümmeln oder zu töten, wird heute durch unzählige Waffen überboten, die von hochintelligenten Menschen ausgedacht wurden, um Mitmenschen noch viel raffinierter umzubringen.
Die christliche Hoffnung, die Hoffnung auf Jesus, den Christus, kann trotzdem nicht ausgelöscht werden. Denn er ist nicht tot, sondern lebendig unter uns, er ist gegenwärtig in der Welt. Seine Weisung, die Feinde zu lieben, das Böse nicht mit Bösem zu vergelten, ist nicht nur in den historischen Friedenskirchen lebendig, sie meldet sich auch in den Großkirchen zu Wort. Auch in ihnen findet ein deutlicher Prozess des Umdenkens statt.  Und nicht nur in den Kirchen.  Auch innerhalb der Religionen und inmitten der säkularen Welt gibt es zahllose Menschen, die im Geist Jesu reden und handeln. Die Liebe Christi zu allen Menschen, zu Freund und Feind, wird an vielen Orten der Welt verwirklicht. Überall in der Welt, gibt es Bemühungen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen, oder verfeindete Gruppen und Religionen  miteinander zu versöhnen.
Das gilt auch für Jerusalem, die heilige Stadt für  Juden, Christen und Muslime.  Heute ist Jerusalem ein Brennpunkt des Unfriedens. Morgen kann es als Ort der Versöhnung, als Stadt des Friedens zum Licht werden für die Welt
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 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus  ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle  Hügel erhaben. Und  alle Heiden werden herzulaufen, und viele  Völker werden hingehen und sagen: „Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN  gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln in seinen Steigen!  Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.  Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie  ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen
Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!
Jesaja 2,2-5 (Lutherübersetzung revidiert)
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[von Frau Godel, am 6. Oktober 2015]   

Lieber Herr Dierlamm,
im Oberkirchenrat ist ein Brief von Ihnen eingegangen zum o.g. Betreff. Leider ist der Artikel bzw. Text „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden“ nicht beigelegt. Könnten Sie mir den bitte noch zukommen lassen? Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Dorothee Godel

Dr. Dorothee Godel
Evangelischer Oberkirchenrat
Fachreferentin für Ethik und Weltanschauung
Gänsheidestr. 4, 70184 Stuttgart
Telefon 0711 2149-135, Telefax 0711 2149-9135
E-Mail: dorothee.godel@elk-wue.de
www.elk-wue.de
www.service.elk-wue.de
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7. Oktober 2015
Liebe...
eben habe ich die Nachricht von Frau Godel vom Oberkirchenrat in Stuttgart an euch weiter geleitet.
Ich habe mich entschuldigt und „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden“ per Email an sie geschickt.
Es war für den Antrag nach Stuttgart eigentlich alles fertig, nur wollte ich noch fragen, ob Gisela und Lo noch unterschreiben könnten. Ihr seid dann beide zu mir gekommen, habt den Antrag mit großer Begeisterung unterschrieben und mir angeboten, das Kuvert an den Oberkirchenrat, das ich schon beschriftet hatte, einzuwerfen. Ich wollte das eigentlich selber machen. Ich hatte mich schon  so lange mit diesem Antrag beschäftigt und immer gedacht: wenn ich ihn endlich in den Schalter werfe, dann ist es geschafft! Es war mir nicht wohl dabei, euch diesen letzten Schritt zu überlassen. Ich hatte das Gefühl, dass alles jetzt zu schnell geht, ich hätte sagen sollen, nein, lasst es mich selbst machen. Ich frage mich jetzt, wie diese Panne passieren konnte. Es ging mir zuletzt immer um die Unterschriften unter den Antrag mit seiner Begründung. Aber das eigentliche Dokument war eben der Artikel „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden“. Da ein Dokument an den Oberkirchenrat nicht doppelseitig beschrieben sein darf, hätten in dem Kuvert acht Papiere sein müssen jetzt aber waren es, wenn Frau Godel recht hat, nur zwei...Nun ist die Panne mit dem Antrag nicht so schlimm, das Kind ist in den Brunnen gefallen, aber nicht ertrunken. Der Artikel ist ja nicht verloren, nur verspätet abgesandt. Am Ende ist das zwar sehr peinlich, aber gar nicht schlecht. Ich war erschrocken, dass schon eine Antwort vom Oberkirchenrat kam. Die kam viel zu früh und konnte nichts Gutes bedeuten, denn ich rechnete mit Monaten bis eine Antwort käme. Ich wollte ja noch viele Personen und Gruppen gewinnen, den Antrag durch einen Brief nach Stuttgart zu unterstützen. Vermutlich sind solche Briefe bereits in Stuttgart eingegangen. Am 23. September schickten wir den Antrag ab, erst am 6. Oktober ließ Frau Godel von sich hören, dass der Artikel noch gar nicht angekommen sei. Vermutlich wurde sie daran erinnert, weil schon ein paar Brieflein zur Unterstützung in Stuttgart angekommen sind...
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18. Oktober 2015
Sehr geehrte Frau Kirchenrätin Godel,
dies ist ein persönlicher Brief an Sie, nicht für die kirchlichen Akten bestimmt. Sie müssen mir darauf auch nicht antworten.
Ich weiß,  dass mein Antrag zuerst in Ihr Referat kommt. Ich vermute, dass Sie eine Antwort verfassen werden, die dann von Bischof July vielleicht mit einigen Korrekturen abgezeichnet wird und an mich zurückgeht. Es wäre ein Wunder schlechthin, wenn Sie empfehlen würden, meinem Antrag in beiden Punkten stattzugeben. In diesem Fall würde aber Bischof July sicher nicht unterzeichnen.
Ich versuche, mich in Ihre Lage hineinzuversetzen, soweit dies überhaupt möglich ist. Sie sind verpflichtet, einen Entwurf für die Antwort auf meinen Antrag zu verfassen, was Ihnen sicher viel Mühe bereitet.  Sie werden mit Ihrem Entwurf  wahrscheinlich nicht zufrieden sein, oder ist das für Sie gar kein Problem?
Ich wünsche mir, dass Sie erklären, Sie könnten den Antrag nicht allein beantworten, und dass sie ihn deswegen an den Oberkirchenrat weitergeben, an den er auch gerichtet ist. Aber was dann? Eine Möglichkeit: er wird einfach nicht beantwortet. Das Wahrscheinlichste ist, dass er mit nichtssagenden Floskeln abgewiesen wird. Oder? Wünschenswert wäre in meinen Augen, dass  Bischof July den „Antrag aus Schorndorf“   in die Tagesordnung einer Sitzung des Oberkirchenrats einbringt und seinen Wortlaut zuvor allen Mitgliedern des Oberkirchenrats zur Kenntnis bringt – und dass dies von Ihnen als verantwortliche Referentin für dies Thema vorgeschlagen wird.
Wir in Schorndorf sind gespannt, wie die Antwort aus Stuttgart ausfallen wird.
Mit herzlichem Gruß und besten Wünschen
Werner Dierlamm
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13. April 2016

Werner Dierlamm
Bismarckstr. 13
73614 Schorndorf
Tel.: 07181/22696


An den
Evangelischen Oberkirchenrat
Gänsheidestr.4
70184 Stuttgart

Schorndorf,  den 13. April 2016

Betr.: Antrag an den Ev. Oberkirchenrat in Stuttgart  zum Artikel „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden.“

Sehr geehrter Herr Landesbischof,
sehr geehrte Mitglieder des Evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart, Anfang September  2015 habe ich Sie erstens um eine Stellungnahme zum Inhalt des Textes: „Biblischer Glaube und Frieden auf Erden“ gebeten,
zweitens um eine Entscheidung, ob dieser Text in dieser oder einer veränderten Gestalt  allen Kirchenbezirken unserer Landeskirche vorgelegt werden kann mit der Aufforderung, dass die Bezirkssynoden eine Stellungnahme zu dem Text vorlegen.

Dazu habe ich eine ausführliche Begründung für den  Antrag beigefügt.
14 Frauen und Männern aus dem Ökumenischen  Montagsgebet für den Frieden in der Welt in Schorndorf haben  meinen Antrag unterschrieben.
Inzwischen ist über ein halbes Jahr vergangen und Sie haben noch nicht geantwortet.

Ich bitte erneut um eine Stellungnahme zu meinem Antrag.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Werner Dierlamm
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[die folgenden Sendungen an „Liebe Leute“ gingen an ca 150 Adressen von Menschen, die ich bereits über meinen Antrag an den Oberkirchenrat unterrichtet hatte]
14. Mai 2016
Liebe Leute,
zur Erinnerung :
im September 2015 habe ich einen Antrag an den Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart gestellt, der von 14 Mitgliedern unseres Ökumenischen Montagsgebets für den Frieden in der Welt unterstützt wurde. Mit dem Antrag habe ich versucht, auch in unserer Landeskirche einen ähnlichen Friedensprozess in Gang zu bringen, wie es   der Badischen Landeskirche gelungen ist (Anhänge 1 und 2).
Mein Antrag wurde nicht beantwortet, auch nicht, nachdem ich am 13. April 2016 nochmals um eine Stellungnahme des Oberkirchenrats gebeten habe.
Werner Dierlamm
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Pfingstmontag, 16. Mai 2016

Liebe Leute,
wer dazu beitragen will, dass mein Antrag an den Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart nicht einfach versandet, ist eingeladen, beim Oberkirchenrat anzufragen, was aus dem Antrag von Werner Dierlamm geworden sei.
Dies ist der Rat, der mir heute in einem Telefongespräch gegeben wurde, und den ich hier weitergebe.
Werner Dierlamm
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18. Mai 2016
Liebe Leute,
Noch ein guter Rat, hier die Adressen des Oberkirchenrats:
Evangelischer Oberkirchenrat, Gänsheidestr.4, 70184 Stuttgart, Postfach 10 13 42 Mail: kontakt@elk-wue.de
Werner Dierlamm
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[vom 18. Mai 2016]
Lieber Herr Dierlamm,
Sie fragen nach Ihrem Antrag und dessen weitere Bearbeitung im Evangelischen Oberkirchenrat. Bis heute haben wir leider keine Antwort bzw. Reaktion erhalten. Deshalb werden wir in den nächsten Tagen nochmals nachhaken. Sollten wir dann wichtige Informationen erhalten, werden wir Ihnen diese gerne weitergeben.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Scheurenbrand
Leiter Weltbibelhilfe

Deutsche Bibelgesellschaft
Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts
Balinger Str. 31 A
70567 Stuttgart
Telefon 0711/7181 - 272
Fax        0711/7181 - 200
E-Mail    weltbibelhilfe@dbg.de
www.weltbibelhilfe.de
Für Spenden und Kollekten Weltbibelhilfe:
Evangelische Bank eG
IBAN:  DE59 5206 0410 0000 4150 73
BIC:     GENODEF1EK1
Spenden für die Weltbibelhilfe sind steuerlich abzugsfähig.
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[vom 24. Mai 2016]



Evangelische Landeskirsche

In Württemberg

Evangelischer Oberkirchenrat

Referat Theologie, Kirche und Gesellschaft

Kirchenrat Dr. Frank Zeeb

Herrn Werner Dierlamm
Bismarckstr. 13
73614 Schorndorf

Aktenzeichen (bei Antwort bitte angeben)
18.19 Nr. 18.9-01-01-V12/1.1

"Biblischer Glaube und Friede auf Erden"Ihr Schreiben vom 24. 09. 2015

Sehr geehrter Herr Pfr. Dierlamm
lieber Herr Kollege,
sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die Zusendung ihrer o.g. Ausarbeitung an den Oberkirchenrat. Leider hatten Sie diese ursprünglich nicht mitgeschickt, so dass die Beantwortung - mit der inzwischen ich betraut wurde - sich lange verzögert hat

Ich habe inzwischen abgeprüft, ob eine Beratung des Textes im Kollegium des Oberkirchenrates möglich ist, das ist leider nicht der Fall. Die demokratische Verfasstheit unserer Kirche schließt es leider auch aus, dass ein solcher Text durch die Kirchenleitung an die Bezirkssynoden zur Stellungnahme weitergegeben wird. Ich bin immer wieder erstaunt, wie fest Menschen glauben, dass die Kirchenleitung hier gleichsam hierarchisch Themen und Arbeitsvorhaben "von oben nach unten" durchstellen könnte. Das ist natürlich nicht der Fall. Der Oberkirchenrat hat seine klaren, in der Kirchenverfassung und dem kirchlichen Recht geregelten Befugnisse, die er selbstverständlich nicht überschreitet. Alles andere wäre auch eine grobe Verletzung des Subsidaritätsprinzips.

Unklar ist mir auch, welches Ziel eine solche Stellungnahme haben könnte. Sie scheinen ja nicht auf ein Gesetzesvorhaben o.ä. abzuzielen. In unserer Landeskirche sind mit den berührten Themen verschiedene Gruppen, Einrichtungen und Werke befasst, vor allem das evanglische Pfarramt für Friedensarbeit, aber auch die Arbeitsgruppe "Pilgerweg für den Frieden". Nicht zuletzt wäre auch das Pfarramt für den christlich-jüdischen Dialog einzubeziehen.

Inhaltlich möchte ich eine persönliche Stellungnahme - als meine Meinung als Theologe und Christenmensch, nicht als Vertreter eines kirchenleitenden Organs - formulieren. Meines Erachtens ist die von Ihnen vorgenommene Gesamtschau biblischen Zeugnisses eine zu große Aufgabe für diesen Text. Die schwierige Frage nach der Zusammengehörigkeit des Alten und des Neuen Testamentes wird m.E. in Ihrem Text zur unzureichend gelöst, eventuell wäre hier eine Reflexion auf die Prozesse der Kanonisierung hilfreich. Hier müsste auch die Frage nach der Rolle der alttestamentlichen Rechtssätze exegetisch deutlicher herausgearbeitet werden, Bund und Recht gehören ja nach dem Zeugnis des Alten Testamentes untrennbar zusammen, was uns automatisch auf die Frage nach Gesetz und Evangelium, Indikativ und Imperativ führt. M.E. sind die alttestamentlichen Rechtssätze gerade keine Gesetze im Sinne eines Rechtspositivismus, sondern Aussagen über Gottes Gerechtigkeit. Mit diesem Gedanken müsste auch Ihr Punkt 11 "die Bergpredigt" noch einmal überdacht werden, die scharfe Antithese der von Jesu benannten Nächstenliebe zu Teilen der alttestamentlichen Überlieferung scheint mir theologisch nicht zutreffend, weil sie verkennt, dass das alte Testament in sich historisch gewachsen ist, die Aussage "(e)inen Feind außerhalb der Grenzen Israels zu töten, war eher ein Verdienst als ein Vergehen", halte ich für historisch und theologisch falsch, sie steht zudem in der Gefahr antijudaistisch gedeutet zu werden, was Ihnen vermutlich fremd ist.
Systematisch-theologisch scheint mir die meiste Potential zur Weiterarbeit darin zu liegen, das Reich Gottes eben nicht ausschließlich futurisch und israelbezogen zu sehen, sondern mit dem johanneischen Aussagen auch eine christologisch begründete präsentische Eschatologie einzubringen, die uns ermutigt, in Erwartung des Kommenden auch im Vertrauen auf das Gegenwärtige am Friedensreich Gottes zu bauen - soweit das eben Menschenmöglich ist.

Hierzu - auch im Sinne eines Bewusstseinsbildungsprozesses - wird sich die Württembergische Evangelische Landessynode auf ihrer Sommertagung mit Fragen der Friedensarbeit und -förderung befassen, nicht zuletzt auch mit der landeskirchlichen Stellungnahme zu Rüstungskonversion und -export, die in den letzten Monaten erarbeitet wurde.

Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen
I h r
gez. Dr. Frank Zeeb
Referatsleiter
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1. Juni 2016


AZ 18.19 Nr. 9-01-01-V12/1.1
01.06. 2016
Sehr geehrter Herr Kirchenrat  Dr. Frank Zeeb,
gleich die ersten Zeilen Ihres Schreibens an mich sind unzutreffend. Sie schreiben, dass sich die Beantwortung  meiner „Ausarbeitung“, -  gemeint sind die 12 Punkte unter der Überschrift: „Biblischer Glaube und Friede auf Erden“ – sich lange verzögert habe, weil ich sie „ursprünglich nicht mitgeschickt“ hätte.
Sie haben offenbar Frau Dorothee Godel als Leiterin dieses Referats abgelöst. Ich weiß nicht, wann dies geschehen ist. Sie sind  wohl im Unklaren darüber, dass mich Frau Godel gleich nach Empfang meines Antrags darauf aufmerksam gemacht hat, dass der Artikel „Biblischer Glaube und Friede auf Erden“, auf den ich in meinem Antrag Bezug genommen habe, fehlt. Das ist durch ein Versehen geschehen, und ich habe ihr diesen Artikel umgehend zukommen lassen. Er muss sie spätestens am 26. September 2015 erreicht haben. Ich habe sieben Monate auf die Beantwortung des Antrags gewartet und  am 13. April 2016 meine Bitte, auf den Antrag zu antworten, wiederholt. Erst  am 24. Mai 2016 erhielt ich  Ihre Antwort als Leiter des Referats „Theologie, Kirche und Gesellschaft“, die ich eher von Frau Kirchenrätin Godel erwartet hatte, mit der ich bisher in Kontakt war. Sie aber schreiben, die Antwort hätte sich verzögert, weil ich sie „ursprünglich nicht mitgeschickt“ hätte.
Dass nun mein Antrag doch noch von Ihnen beantwortet wurde, hat nach meiner Überzeugung einen einfachen Grund: am  18. Mai 2016 hat mir Herr Horst Scheurenbrand, Leiter der Weltbibelhilfe, mitgeteilt,  dass er beim Oberkirchenrat nachgefragt habe, wie es mit der Bearbeitung des Antrags von Werner Dierlamm stehe. Ich nehme an, dass Sie daraufhin die Weisung erhalten haben, meinen Antrag offiziell zu beantworten, weil es nicht mehr ratsam erschien, ihn zu ignorieren.  Ihre Antwort stammt vom 24.Mai 2016.
Sie haben mir die wahren Gründe dafür, dass mein Antrag acht Monate lang nicht beantwortet wurde, nicht genannt, vielleicht auch nicht nennen können. Es wäre dem Oberkirchenrat ein Leichtes gewesen, mich mit dem Antrag an die Landessynode oder an das Friedenspfarramt zu verweisen, oder andere Gründe für die Abweisung zu finden. Warum hat er ihn statt dessen ignoriert und auf die lange Bank geschoben? Ich empfinde dieses Schweigen als feiges Ausweichen, als Armutszeugnis.
Als zuständiger Leiter des Referats Theologie, Kirche und Gesellschaft sind Sie „inzwischen“ mit der Beantwortung meines Antrags betraut wurden, und Sie haben sich große Mühe gegeben, die Ablehnung des Antrags zu begründen. Weil aber das Argument mit der „Verzögerung“ nicht stichhaltig ist, sind auch Ihre bemühten Argumente fadenscheinig – das bezieht sich nicht auf Ihre persönlichen Äußerungen zu meinen 12 Punkten.

Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen Ihr Werner Dierlamm
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1. Juni 2016 von Dr. Michael Harmsen vom ForumFriedensEthik (FFE)]

Lieber Herr Dierlamm,

ich hoffe, dass Sie implizit damit einverstanden sind, dass ich Ihren Briefwechsel mit dem Württembergischen Oberkirchenrat an die Mitglieder des FFE-Leitungskreises weitergeleitet habe, denn uns alle interessiert es ja sehr, wie die Rezeption der badischen Bemühungen, "eine Kirche des Friedens zu werden", in den anderen Landeskirchen Gestalt annimmt.

Das Antwortschreiben von Herrn Kirchenrat Dr. Zeeb macht klar, dass Sie - aufgrund der Verfasstheit der Landeskirche - einen anderen Weg einschlagen sollten, nämlich einen Antrag an die Landessynode zu stellen mit der Bitte, die Bezirkssynoden mit den angeregten Fragen zu befassen, um ein Meinungsbild der evangelischen Christen in Württemberg zu erhalten und dann darüber in der Landessynode zu befinden, ähnlich wie das in Baden lief. Vielleicht ist auch der Weg über eine der Fraktionen in der Landessynode, z.B. die "Offene Kirche", sinnvoll, das müssten Sie entscheiden. Vermutlich könnten Sie mit Gleichgesinnten auch einen Antrag an Ihre Bezirkssynode senden mit der Bitte, diesen Antrag weiterzureichen an die Landessynode.

Erlauben Sie mir bitte noch eine persönliche Bemerkung zu Ihrem Antwortbrief an Herrn Zeeb:
Eine ganze Seite sich zu beschweren für eine Zeitverzögerung, an der Herr Zeeb vermutlich nicht Schuld war, frustriert diesen nur, insbesondere wenn es keinerlei Kommentar von Ihrer Seite auf seine persönlichen Bemerkungen zu Ihrem Antrag gibt. Mit anderen Worten: ich an der Stelle von Herrn Zeeb wäre mächtig verärgert.
Seien Sie sehr freundlich gegrüßt

Ihr Dirk Harmsen


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 [vom 3. Juni 2016]

Lieber Herr Dierlamm,
ich wollte für den Fall, dass Sie den Brief an Dr. Zeeb noch nicht abgeschickt haben sollten, empfehlen, auf die Klärung der formalen Unstimmigkeiten und Widersprüche zu verzichten. Dies dürfte für friedensethische Fortschritte eher hinderlich sein. Wie ich zwischenzeitlich gesehen habe, hat Dirk Harmsen ähnliches geschrieben. Mir ist bewusst, dass die friedensethischen Positionen in Ihrer Landeskirche (aus der ich auch stamme) anders gelagert sind als in Baden. Aber gerade deshalb ist es sehr wichtig, die Kontakte auf die inhaltlichen Fragen zu fokussieren.

Herzliche Grüße
Theodor Ziegler
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[vom 6. Juni 2016]

Sehr geehrte Frau Kirchenrätin Godel,
Sie werden sich sicher erinnern, dass ich Ihnen letztes Jahr im Zusammenhang mit meinem Antrag an den Oberkirchenrat eine Mail geschickt habe, für die ich getadelt wurde, die vielleicht unverschämt, jedenfalls sehr seltsam gewesen ist, und für die ich mich noch entschuldigen möchte.
Und nun wende ich mich noch einmal an Sie im Zusammenhang mit diesem Antrag vom September 2015. Er ging damals an Sie als Referentin für Theologie, Kirche und Gesellschaft. Sie haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Text „Biblischer Glaube und Friede auf Erden“, auf den der Antrag Bezug nahm, dem Antrag nicht beigefügt war. Das war ein Versehen, und ich habe Ihnen den Text sofort zukommen lassen.
Nachdem der Antrag sieben Monate nicht beantwortet wurde, habe ich am 13. April 2016 meine Bitte wiederholt, den Antrag zu beantworten und noch einmal einen Monat zugewartet. Erst am 24. Mai 2016 hat Kirchenrat Dr. Franz Zeeb als Leiter dieses Referats meinen Antrag beantwortet. Ich nehme an, dass er inzwischen Ihr Amt beim Oberkirchenrat übernommen hat, auch dass Sie sein Schreiben an mich kennen. Herr Dr. Zeeb hat gleich am Anfang seines Schreibens die lange Verzögerung der Antwort damit begründet, dass ich meine „Ausarbeitung“ „ursprünglich nicht mitgeschickt“ habe. Was sagen Sie dazu?  Herr Dr. Zeeb beschäftigt sich auch mit keinem Wort mit der Erläuterung meines Antrags, die zum Verständnis des ganzen Vorgangs unverzichtbar ist. Hat er sie überhaupt gelesen? Kennen Sie meine Antwort an Herrn Dr. Zeeb (Anhang)?

Für mich ist das alles  jedenfalls sehr verwirrend. Ob Sie zu einer Klärung beitragen können? Ich wäre Ihnen dankbar
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Mit freundlichen Grüßen
Werner Dierlamm
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[vom 8.Juni 2016]

Schorndorf, den 8. Juni 2016

Sehr geehrter Frau Dr. Godel,
Sehr geehrter Herr Dr. Zeeb,
leider muss ich eine unrichtige Erinnerung  in meinem Schreiben an Herrn Dr. Zeeb vom 1. Juni  2016 berichtigen. Ich schrieb, der Artikel „Biblischer Glaube und Friede auf Erden“, der aus Versehen meinem Antrag nicht beigelegt war, müsse Frau Dr. Godel „spätestens am 25. September 2015 erreicht haben.“ Das stimmt leider nicht. Wie ich jetzt festgestellt habe, hat Frau Godel mir erst am 5. Oktober 2015 mitgeteilt, dass der Artikel dem Antrag nicht beigelegen habe. Es tut mir leid.

Werner Dierlamm